Hochwasserschutz anders betrachtet.

Als geborener Steinabrückler mit Verwandtschaft bis ins Quellgebiet der Piesting, stelle ich hier die Ist-Situation und die sich daraus ergebenden, sinnvollen Schutzmaßnahmen dar.

In Gutenstein vereinen sich  die 3 Quellflüsse – Kalter Gang, Längapiesting  und die Steinapiestung – zur Piesting. In Pernitz kommt die Myhra und in Waldegg der Miesenbach dazu. Nach dieser Verstärkung erreicht sie uns in Wöllersdorf und verlässt unsere Gemeinde an der Grenze zu Matzendorf und Felixdorf um schlussendlich bei Gramatneusiedl  in die Fischa zu münden.
Bis Ende der 1960er Jahre trat der Fluss im Ortsteil Steinabrückl fast jedes Jahr 2-mal über die Ufer. Durch die Hochwasser entstanden parallele Bachläufe. Die Wassergasse in Steinabrückl erinnert daran.
 

 

 

1969-1970 wurde der Flusslauf in Steinabrückl reguliert, tiefer gelegt und mit natürlichen Unterschwemmungsanlagen ausgestattet. 1970 während der Bauarbeiten gab es die letzten Überschwemmungen in Steinabrückl.

Im Jahr 2002 war in Niederösterreich das Jahrhunderthochwasser. Aber selbst diesem trotzte unser Flusslauf. Nur die sog. „Sauren Wiesen“ an der Gemeindegrenze zu Piesting wurden, wie immer bei höherem Wasserstand, überschwemmt. Viel schlimmer war es in Miesenbach und Pernitz. Mehrere Gründe waren dafür verantwortlich. Einerseits folgte einer langen Dürreperiode  eine monsunartige Regenperiode. Der ausgetrocknete Boden konnte die Wassermassen nicht  aufnehmen. Andererseits wurden, aus Angst die Fische könnten verloren gehen, die Schleusen an der Myhra zu spät geöffnet. Des Weiteren wurde durch die Verbauung der natürliche Sickergrund stark reduziert und nicht zuletzt haben die, in den Fluss eingeleiteten Oberflächenwässer enorm zugenommen.
Aus diesen Erkenntnissen ergeben sich aus meiner Sicht einfache Wege, ohne große Kosten, einen effektiven Hochwasserschutz, ohne Mauern, zu errichten. Da das Wasser keine Gemeindegrenzen kennt, muss man dort beginnen, wo es zuerst zu eng für das Wasser wird. Dies ist zwischen Gutenstein und Pernitz der Fall. Dort sollten die ersten Rückhaltebecken, die Wassermassen puffern, entstehen. Ebenso in allen freien Zonen, bis zu den sauren Wiesen in Wöllersdorf. Unterstützend sollte das Bachbett, wo immer möglich und sinnvoll, tiefer gelegt werden. Rechtzeitiges Öffnen der Schleusen bei den Fischteichen und Kraftwerken, sowie das „Gießen“ der Berge (Überfliegen mit Löschflugzeugen und künstlich leichtes Beregnen) in langen Dürreperioden, würde ausreichen,
damit der Boden aufnahmefähig für das Regenwasser bleibt. Weiters sollten vermehrt Anstrengungen unternommen werden,  die Oberflächenentwässerung einer Versickerung zuzuführen und nicht mittels Kanalisation in den Fluss zu leiten. Damit kann ein übertreten der Piesting verhindert werden, jedoch nicht das seitliche, unterirdische Eindringen in die Keller der Wohnbauten entlang des Flusslaufes. Dies ist nur mit einem Dichtbetonkeller möglich.

Solche Wege geht man, bereits sehr erfolgreich, in anderen Tälern Niederösterreichs, ohne hohe finanzielle Belastungen für die betroffenen Gemeinden und ohne Errichtung einer „Berliner Mauer“ entlang der Piesting, die auch das Ortsbild verschandeln würde.

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